Those Who Speak
In A Faint Voice

Those Who Speak In A Faint Voice was premiered in 2001 at the Musikmonat Festival in Basle.
A bigger staged version was then seen in Nuremberg as a project of the Pocket Opera Company. At the start of 2003 the project travelled to Milan and New York with Klangforum Wien.


Basle, February 27, 2001 – World Premiere

"...Vor der Leinwand im Grossen Festsaal des Basler Stadtcasinos neun agile Musikerinnen und Musiker des Ensemble Phœnix Basel, darunter allein drei vielbeschäftigte Schlagzeuger. Am Pult koordinierend und animierend: Jürg Henneberger. Quasi in Solistenfunktion: Der Vokalist David Moss und der Saxophonist Marcus Weiss, beide über zahllose spracheigene und sprachnahe Nuancierungen gebietend, gleichsam zu Mittelsleuten zwischen nüchterner Mitteilungssprache und gespanntem musikalischem Ausdruck gestellt. ... Anthologische Texte zum Thema der Gefangenschaft, realistische wie visionäre, erklingen innerhalb der neun Teile des 75-Minuten-Projektes alternierend zur Projektion. Dazu eine Musik von stark gestischem Charakter, die sich bald fast unter die Hörschwelle zurücknimmt, bald in nervöse Unrast verfällt, um dann wieder – orchestralen Zwischenspielen in Bühnenwerken bei geschlossenem Vorhang vergleichbar – mit langem Atem Steigerungen anzuzetteln, die in perkussiven Infernos gipfeln. ..."
Klaus Schweizer, Basler Zeitung, 1.3.2001

"...Molino hat keine autistische, auch keine sentimentale Musik geschrieben, sondern eine gar nicht so schwer zu hörende rebellierende Musik, die in Phasen unerhörter Agressivität – drei Schlagzeuger – auszubrechen versucht, um unsere Ohren und Herzen zu erreichen. ... Glaubwürdiger wird die Musik allerdings in den Phasen der Stille, wenn zu leiser Stimme des Sprechers Kammermusik gemacht wird oder nur das Saxophon dazu spielt. ... Es ist dem Komponisten Molino hoch anzurechnen, dass seine Text-Musik-Bilder-Collage zu keiner Zeit moralisiert und auch jedes falsche Mitleid vermeidet. ... Langer Beifall für den Komponisten und Hennebergers exzellente Musiker. ..."
Nicolaus Cybinski, Basellandschaftliche Zeitung, 1.3.2001


Nuremberg

"Mörder und Heilige
Pocket Opera Nürnberg mit "Those Who Speak in a Faint Voice", einem Stück über die Todesstrafe von Andrea Molino und Oliviero Toscani
von Max Nyffeler
...Vor drei Jahren sorgte die agile Pocket Opera aus Nürnberg für Diskussionsstoff mit dem Stück "The Smiling Carcass" von Andrea Molino, in dem es um das problematische Verhältnis von Werbung und Moral ging. Pikant ... Diesmal ging es nicht um Werbung und Klamotten, sondern um das heikle Problem der Todesstrafe. Das Ausgangsmaterial bilden Videoaufnahmen, die Oliviero Toscani in den Todestrakten amerikanischer Gefängnisse machte. Ruhige, genaue Bilder, kühl und kommentarlos, aber nicht ohne Anteilnahme beobachtet. Häftlinge, die seit Jahren auf ihre Hinrichtung warten, antworten vor der Kamera auf Fragen wie " Was träumen Sie?", "Wie sind die Geräusche hier?", "Wie empfinden Sie die Zeit?" Man hört sie sprechen, sieht in ihre Gesichter, blickt in die Zellen, hört den allgegenwärtigen metallischen Lärm der schließenden Türen. Sprache und Bild konzentrieren sich ganz auf den Lebensalltag, politische und juristische Themen sind bewusst ausgeklammert.
Aus 36 Stunden Aufnahmematerial destillierte Molino eine Auswahl von meist sehr kurzen Sequenzen und montierte sie zu einer Klang-Bild-Polyphonie auf fünf Kanälen. Seine Musik ist eng damit verzahnt. Sie reagiert auf die Bilder mit kurzen Einwürfen, die die Aussagen der Häftlinge quasi rezitativisch gliedern, mit improvisatorischen Kommentaren des Saxophons, mit aggressiven Ausbrüchen des reichhaltigen Schlagzeugs. Immer wieder wird der Tonfall in subtile Bereiche zurück genommen. "Those Who Speak in a Faint Voice" ("Die mit leiser Stimme reden"), heißt das Stück, und tatsächlich sprechen die Todeskandidaten mit seltsam tonloser, gedämpfter Stimme über sich und ihr Schicksal – Ausdruckswerte, die den Grundcharakter des Stücks prägen. Eine Solistenrolle hat der Vokalist David Moss. Als Sprecher trägt er themenbezogene Texte von Shakespeare bis Erich Fromm vor, und wo er improvisiert, vermischt sich sein zurückgenommener Vokalklang mit den instrumentalen Kommentaren und verlängert so die Stimmen der Häftlinge in die Musik hinein.
Molino nennt das Werk, das ein Jahr nach der konzertanten Premiere in Basel nun in Nürnberg seine szenische Uraufführung erlebte, eine Videoinstallation. Aufführungsort war der Innenhof eines Nürnberger Geschäftshauses aus den dreißiger Jahren mit Längsgalerien, die von ferne an die vergitterten Gänge eines Gefängnisses erinnern. In der Mitte des Raums hing die große, transparente Projektionswand, darum herum waren die elf Musiker des Ensemble Phönix aus Basel und das Publikum postiert. Ein mit wenigen Requisiten hantierender Schauspieler brachte ein weitere Textebene ins Spiel: Aussagen von Befürwortern und Gegnern der Todesstrafe, auch von Angehörigen von Opfern. Peter Wyrsch, Regisseur und Leiter der Pocket Opera, hatte sie von Amnesty International erhalten und in das Stück eingebaut, um die Perspektive zu öffnen und das Publikums zum Nachdenken anzuregen.
Vielleicht geriet Molino manchmal etwas zu stark in den Sog des suggestiven Bildmaterials, wodurch zwar packende Wechselwirkungen zwischen Bild und Ton entstanden, die Gestaltung des großen Bogens aber etwas vernachlässigt wurde. Doch das Werk vermag durchaus zu fesseln. Nicht zuletzt dank der Ambivalenz der Musik schwankt der Besucher immer wieder zwischen Mitleid und Erschrecken, zwischen der Identifikation mit den einsamen, auf ihre Schuld zurückgeworfenen Gestalten und der Beklemmung über die Nähe zu ihnen. Einige Male sind in diesen Bildern der Mörder und der Heilige ganz nah beieinander. ..."
© Max Nyffeler (Dezember 2002)


On tour with Klangforum Wien

4.4.2003 Milan

"...Più cantata scenica che opera in senso stretto, "Those who speak in a faint voice" (inserito in un ciclo di manifestazioni su "L'umanità del boia" in collaborazione con la Fondazione Corriere della Sera e l'associazione Nessuno Tocchi Caino) offre una camera scura sul cui fondale, su tre schermi, si avvicendano cinque serie di proiezioni realizzate da Toscani: interviste ed immagini girate nei bracci della morte delle carceri statunitensi, un tentativo di dare volto a quelle paure dei senza-volto che condannano a morte in nome di un desiderio di vendetta mascherato da giustizia. Andrea Molino ha composto poco più di un'ora di una musica densa, vigorosa, sostenuta da una tensione forte, da una drammaturgia musicale efficace, che è la parte migliore di tutta la serata: lo asseconda meravigliosamente il Klangforum Wien, in una caleidoscopica prova di alta musicalità, assecondando Molino, in veste anche di direttore, nella ricerca di tremoli diafani degli archi, nelle liquide evanescenze delle percussioni, nella poliritmicità (a volte tra il gusto spanish e quello rap) con cui accompagna il frenetico inseguimento delle immagini video..."
Sergio Albertini, Il Giornale della Musica, 5.4.2003,


28.7.2003 New York

"...Eine dunkle, schlichte Bühne. Vor dem Orchester, dem Klangforum Wien, sitzen fünf Schauspieler in orangeroten Overalls, wie man sie aus den Bildern von US-Häftlingen in Todeszellen kennt. ... Für die USA machte man eine wesentliche Veränderung. Während in Mailand Video-Ausschnitte von tatsächlich einsitzenden Häftlingen eingespielt wurden, setzte man in New York – aus rechtlichen Gründen – Schauspieler ein. Die Wirkung, so der Saxofonist Gerald Preinfalk, sei eine spürbar andere. "Die Videos fesselten das Publikum dermaßen, daß sie die Musik als fast beiläufig empfanden." Das war in New York nicht der Fall. Doch in einem habe sich das italienische und das amerikanische Publikum gleich verhalten: "Die Leute sind betroffen und scheuen sich zu applaudieren. ..."
Hermi Amberger, New York, in: Der Kurier, 30.07.2003

"...As a former American Death Row Prisoner, I was awed as I listened to the remarkable composition, by composer Andrea Molino, "Those who speak in a faint voice". I was, literally, captured by the combinations of voice and instrument. They both combined to bring back the depth of feelings I felt as a human being waiting to die. The composition reached into the feelings and emotions of the condemned and allowed the public to share this, til now, far removed and isolated experience. There are moments of deep dispare, followed by faint glimmers of hope. There are moments when reality is a thing we chased, and found and lost. This composition is a must for all humanity to experience. I encourage anyone with a soul to catch it whenever the opportunity is available. On behalf of all the condemned, the world over, I offer my deepest compliments to composer Andrea Molino, the musicians and the rest of the cast. Those who speak with a faint voice is, indeed, a remarkable musical experience. ..."
Lawrence Hayes, USA

(...) In quest'opera i suoni del Klangforum di Vienna si fondono agli incredibili virtuosismi vocali di David Moss creando nel pubblico una fortissima tensione emotiva. Gli spettatori si trovano costretti, in un lungo momento di silenzio, a concentrarsi sulle voci deboli dei criminali, degli assassini, sulle loro paure, sulla forza dei loro sentimenti e sulla disperazione della loro quotidianità. Le loro sono voci deboli, che a malapena si sentono. Sono le voci che fondamentalmente non si vogliono sentire. (...)
Il pubblico di New York si è trovato letteralmente travolto da questa sequenza di emozioni, da questo vortice di suoni e voci, a volte bisbigliate, a volte gridate. (...)
La lotta tra i suoni dell'orchestra e le deboli voci dei condannati a morte, in alcuni punti sconfitti dalla violenza della musica, ha creato una tensione emotiva drammatica. La sequenza di frasi pronunciate dagli attori veniva spesso interrotta dalla voce di David Moss, ed accompagnata dai flebili suoni del sassofono solista, che rappresentava un contrappunto musicale ai conflitti interiori degli attori. (...)
Chiara Carfi (D'ARS, www.dars.it), Dezember 2003